Hiermit veröffentlichen wir eine Referenz, in der Produkte aller drei Marken verbaut wurden. Vielleicht der Beginn einer neuen Rubrik? Sie haben auch ein schönes Projekt, in dem FSB, Gira und KEUCO ihren Teil beitragen? Kontaktieren Sie uns! Vielleicht ist Ihr Projekt an dieser Stelle das nächste?
Im Februar 2020 machte sich die BerührungsPUNKTE-Redaktion übrigens auf den Weg nach Lübeck und traf sich mit den Architekten zu Gespräch und Hausrundgang. Schauen Sie sich hier unseren Besuch bei Jörg Haufe und Nicola Petereit an.
Alles begann 1996 in der Fleischhauerstraße mitten im Handwerkerviertel der Lübecker Altstadt mit dem Kauf eines in den Grundmauern im 16. Jahrhundert erbauten alten Wohnhauses. Die Architekten sanierten das Gebäude fünf Jahre lang und wohnten 16 Jahre darin. Schon vor dem Einzug wurde das im Kaufmannsviertel gelegene Architekturbüro zu klein, was kurzerhand zu einem weiteren Immobilienkauf – ebenfalls in der Fleischhauerstraße – führte. So ist das in Lübeck. Nachbarschaft wird groß geschrieben, der Immobilienmarkt wird nicht auf Websites, sondern auf der Straße abgewickelt. Im persönlichen Kontakt. Mit viel Muße und ohne Druck.
Die familiäre Situation ließ den Wunsch nach weiterem Wohnraum mit Einliegerwohnung und Schrauberwerkstatt aufkommen – und wie sollte es anders sein: Ein Objekt der Begierde – natürlich in der Fleischhauerstraße – offen-barte sich. Was zunächst mit der Anfrage einer Werkstattfläche für Jörg Haufes Motorrad-Tüftelei begann, endete 2018/19 mit dem Bezug der Hausnummer 75.
Ursprünglicher Eigentümer war die Familie Kahns. Malermeister seit drei Generationen, seit 1942 in dem Gebäudekomplex ansässig und verhaftet mit der unerbittlichen Familiendoktrin: Ein Kahns verkauft nicht. Nun, im Laufe von drei Jahren sprach man immer mal wieder – über die 500 qm verlassene Malerwerkstatt, ein Leiterlager, ein Vorderhaus mit Wohnungen, ein für Lübeck typisches Quer- bzw. Atelierhaus, das nur über einen Innenhof erreichbar ist. Architektonisch für Lübeck typisch, für die Architekten herausfordernd. So wie sie es mögen. „Mich begeistert die Fremdbestimmung, der ich ausgesetzt bin, wenn ich auf ein altes Gebäude treffe. Ich kann nicht einfach irgendetwas entwerfen. Das Haus gibt mir einen Rahmen, ändert im Laufe der baulichen Entwicklungen seine Meinung, bringt Schätze und Unwegsamkeiten zu Tage – damit arbeite ich dann am liebsten“, sagt Nicola Petereit im Interview.
„Meditatives Räumen“ stand in den ersten Wochen auf der Tagesordnung. Der Eigentümer durfte die nun schon seit über drei Jahren ungenutzte und voller Relikte vergangener Malerbetriebszeiten dem Verfall überlassene Gewerbefläche einfach so übergeben, wie sie war. Eine alte Malermeister-Urkunde des Großvaters Kahns tauchte auf, 13 Tonnen unbrauchbare Farbreste und Chemikalien in Gebinden aller Größen, unzählige Zeitschriften auch aus der Vorkriegszeit über Schriften- und Formenlehre.
„Wir haben selbst geräumt, ‚meditatives Räumen‘ nenne ich das. Man lernt ein Gebäude dann sehr gut kennen, verbindet sich mit ihm, trägt Schicht für Schicht ab, erfasst die Dimensionen, die Materialitäten, die Lichtsituation in den einzelnen Räumen durch den wechselnden Sonnenstand tagsüber.“
Brauchbare historische Farbpigmente wurden an ein Gut in der Nähe von Hamburg abgegeben, Kunstlehrer holten sich Leinwände für den Unterricht, interessante Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen inspirierten die Architekten und tätigen Handwerker.
Es atmet mit jedem Raum, jeder Nische, jedem Balken Geschichte. Die Architekten fanden im Rahmen ihrer meditativen Räumung zwischen Deckenbalken Kupferdeckel für Seemannsknöpfe aus dem Ende des 19. Jahrhunderts – der damalige Standort für eine Prägemaschine, der auch die übermäßige Dimensionierung der Balken der ehemaligen Anlagenfabrik erklärt. Üblicherweise sind die Querhäuser immer eher filigran und weniger großzügig.
Die beiden Architekten haben sich dem Prinzip verpflichtet, sehr deutlich zu zeigen, was an einem Gebäude Bestand und was neu ist. „In Lübeck neigen die Leute dazu, alles wieder in den Originalzustand zu versetzen, dadurch wird vieles niedlich, zu einer Kulissenarchitektur. Wir stellen uns immer die Frage, wie viel wir dem Haus an Neuem zumuten können, ohne zu brutal vorzugehen. Es darf zum Schluss nicht verletzt, aber auch nicht verkleidet aussehen.“
In einem der ehemaligen Malerwerkstatträume sind zentimeterdicke Farbschichten auf den Wänden und am Boden. Über Jahrzehnte wurden hier Pinsel ausgeschlagen, Rollen ausgerollt. Es entstand ein für die Architekten immens ästhetisches und ideell wertvolles Relikt, das erhalten werden musste. So blieb alles Alte rau, mit sichtbaren Spuren, alles Neue wurde glatt, eckig, minimalistisch, flächenbündig.
Das Türdrücker-Modell 1015 – mit quadratischer Rosette – stand schon ziemlich zu Beginn der Planung fest. Er sollte robust und gestaltet, gerundet und doch geradlinig sein. Die Tatsache, dass eine Modellvariante auch für die geplante Hebe-Schiebetür einsetzbar war, machte die Entscheidung rund.
Die Schalter-Serie E2 kam bei diesem Projekt in matt-Anthrazit zum Einsatz. Die Flexibilität der Systeme und die Vielfalt der Einsätze machen die Gira Serien zu einem Must-have. „Minimalistisch, aber sichtbar“ lautete hier das Konzept.
Bei der Wahl der Badarmaturen gingen die beiden Architekten nach dem gleichen Prinzip vor. Sie mussten eckig und geradlinig sein – ein sichtbares Detail –, allerdings so minimalistisch wie möglich: Die Wandarmatur Edition 11 fand ihren Platz am Handwaschbecken, ixmo zog in die Duschbäder ein.
3 Fragen zu Kostbarem an Nicola Petereit und Jörg Haufe
Schönheit – und diese entsteht nicht nur im Auge des Betrachters, sondern auch im Dialog des Gegenstands mit dem Umfeld, des Hauses mit der Umgebung, des Innenausbaus mit dem Bestand. Die Voraussetzung ist eine Geschichte, die das Objekt zu erzählen hat. Eine Ästhetik, die den Betrachter, den Besucher, den Empfänger berührt und dadurch beglückt. In unserem Leben und Arbeiten im denkmalgeschützten Bestand hat das in der Regel mit Einzigartigkeit zu tun: die Einmaligkeit einer Situation, die sich durch die vorgefundene Substanz, die Ansprüche des Bauherrn und der Nutzung, den Zeitgeist der Sanierung und die Gestaltung neuer Zutaten ergibt.
Damals wie heute Gegenstände, die eine Geschichte haben, Design-Geschichte, aber auch persönliche Geschichte aus der Familie oder von Freunden. Im Studium die individuell zusammengestellte Musikkassette, das in Arbeit befindliche Architekturmodell, der holländische Kinderwagen Jahrgang 1966, ein Fotoalbum, ein Bild …
Und heute lässt sich das nur als Zusammenfassung der Vielzahl dieser oder ähnlicher Gegenstände benennen, unser Zuhause. Jedes Ding hat seinen Platz. Das Haus mit all unseren Zutaten, fest eingebaut im Zuge der Sanierung und somit ein Sammelsurium aus den vielen kleinen Geschichten, entstanden ohne Fremdeinfluss im Sinne unserer ästhetischen Vorstellungen.
Durch persönliche Erlebnisse und Erfahrungen gewinnen oder verlieren Gegenstände an Bedeutung. Perspektivwechsel, Lebensabschnitte, Reisen, Trennungen, neue Beziehungen und Abschiede bringen Änderungen der individuellen Bewertung mit sich.