Seufzerbrücke: Ein Bauwerk zwischen Schwermut und Romantik #veniceclassics

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Die berühmte Seufzerbrücke (auf Italienisch „Ponte dei Sospiri“) in Venedig überspannt den acht Meter breiten Rio di Palazzo, während sie zugleich den Dogenpalast mit dem neuen Gefängnis, dem Prigioni nuove, verbindet. Über diesen Weg wurden einst die Gefangenen zu ihrer Gerichtsverhandlung und anschließend zurück in ihre Gefängnisräume geführt, in denen sie ihre Haft absitzen oder auf die Hinrichtung warten mussten. Einer der berühmtesten Gefängnisinsassen, der über die Brücke schritt, war Giacomo Casanova. Das Seufzen, das die Verurteilten bei ihrem letzten Blick in die Freiheit angeblich von sich gaben, war namensgebend für die Brücke.

Blick auf die Seufzerbrücke

Der Brückenbau

Der Bau der Seufzerbrücke begann im Jahr 1600 und wurde schon drei Jahre später abgeschlossen. Der Planer dieses Bauwerks war Antonio Contin, ein Enkel von Antonio da Ponte, der bereits für den Bau der Rialtobrücke zuständig gewesen war. An diesem Bau war Contin bereits beteiligt gewesen und hatte somit Erfahrungen im Brückenbau gesammelt. Insgesamt ist die Ponte dei Sospiri elf Meter lang und zugleich recht schmal. Sie wurde aus Kalkstein erbaut und wird von barocken Verzierungen geschmückt. Auch die vergitterten Fenster auf beiden Seiten sind reich verziert. Aus ihnen durften die Gefangenen einen letzten Blick in die Freiheit werfen. So erhielt die Brücke im Zeitalter der Romantik von dem englischen Dichter Lord Byron ihren Namen, denn er vermutete, dass die Häftlinge beim Überqueren der Brücke wehmütig seufzten – schließlich war ihr Schicksal normalerweise in diesem Moment besiegelt. Im Innern besteht die Seufzerbrücke aus zwei durch Mauern getrennte Wegen, so dass sich die Gefangenen bei der Hin-und Rückführung nicht begegnen konnten.

„Ich stand auf einer Brücke, ein Palast und ein Gefängnis zu jeder Hand.“
Lord Byron

Beste Sicht

Einen guten Blick auf die Seufzerbrücke genießt man unter anderem von der Ponte della Paglia. Auch sie erstreckt sich über den Rio di Palazzo und wurde zwischen 1840 und 1844 in ihrer Breite verdoppelt. Trotzdem kommt es häufig vor, dass der Touristenandrang sehr hoch ist, so dass die Brücke teilweise gesperrt werden muss. Wenn man am Dogenpalast vorbeigeht und direkt rechts abbiegt, fällt einem die Brücke direkt ins Auge. Alternativ kann man sie auch von der Ponte della Canonica aus gut sehen. Um die Seufzerbrücke jedoch aus nächster Nähe erkunden zu können, sollte man eine Führung durch den prachtvollen Dogenpalast buchen, denn diese führt auch über die Seufzerbrücke.

Blick von der Seufzerbrücke

Der Kunstdieb Vincenzo Pipino nutzte solch eine Führung im Jahr 1991, um das Gemälde aus dem 16. Jahrhundert „Madonna col bambino“ zu stehlen. Dafür versteckte er sich in einer der Gefängniszellen und ging in der Nacht über die Seufzerbrücke in den Dogenpalast, in dem das Kunstwerk aufbewahrt wurde. So befand es sich am nächsten Morgen im Besitz der kriminellen Gruppe Mala del Brenta, die es jedoch nur einen Monat später der Polizei aushändigen musste. Vincenzo Pipino war der erste, dem ein Diebstahl im Dogenpalast erfolgreich gelang.

Madonna col bambino, das Gemälde, das Pipino am 9. Oktober 1991 aus dem Dogenpalast stahl

Romantisches Ritual

Wer sich die ewige Liebe wünscht, sollte bei Sonnenuntergang mit einer venezianischen Gondel unter der Seufzerbrücke hindurchfahren. Ein Kuss soll laut der Legende dann die ewige Liebe besiegeln. Einen Versuch ist es sicherlich wert.

Auch andere Brücken außerhalb Venedigs wurden nach dem berühmten Vorbild „Seufzerbrücke“ genannt – unter anderem eine Brücke an der Universität Cambridge, an der Universität in Oxford und eine in Bremen. Zudem ist „Die Seufzerbrücke“ der Name einer Oper von Jacques Offenbach aus dem Jahr 1861, und auch der amerikanische Liebesfilm „A little Romance“ beschäftigt sich mit dem romantischen Blick auf die Seufzerbrücke.

Seufzerbrücke in Oxford
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