Minihaus, Minidorf, Miniküche: klein, aber funktional

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Schwarz-weiß Bild eines Minihaus aus Holz in industrieller Umgebung mit der Aufschrift "Architektur ist da wo du bist"

Minihaus

„Raum in der kleinsten Hütte, für ein glücklich liebend Paar.“ Mit diesem Vers lässt Friedrich Schiller seinen Jüngling am Bache (1803) enden. Gute 200 Jahre später beschäftigen sich Architekten aus aller Welt mit kleinen Hütten und Minihäusern – nicht ganz so romantisch, aber praktisch und als Antworten auf die Wohnungsfrage unserer Zeit. Dabei wird viel experimentiert. Und was 2012 mit dem One SQM House des Architekten und Hartz-IV-Möbel-Erfinders Van Bo Le-Mentzel in aller Konsequenz auf einer Kreuzberger Brachfläche begann, wächst jetzt vor dem Berliner Bauhaus-Archiv an der Klingel-höferstraße zu einem ganzen Dorf voller gelebtem Wohnminimalismus. Bis zum Frühjahr 2018 sollen insgesamt 20 Tiny Houses gebaut werden, zwölf stehen bereits, davon misst keins mehr als zehn Quadratmeter. Mit dabei ist natürlich auch ein Exemplar von Van Bo Le-Mentzel: ein Holzhaus auf Rädern. Mit Tiny100, einem Prototypen der 100-Euro-Wohnung, untersuchen der Architekt und seine Tiny House University die Grenzen von Minimalarchitekturen: Weniger als sieben Quadratmeter groß, auf einer Grundfläche von gerade einmal 2 mal 3,20 Meter gebaut, gibt es alles, was man zum Wohnen braucht: Küche, Bett, Tisch, Dusche, Toilette, ja sogar eine Couch findet in dieser Minibude noch Platz: Als hätte man Mary Poppins’ Zauberhandtasche in ein Haus verwandelt. Van Bo Le-Mentzel kann natürlich nicht zaubern, seinen Plan muss man einfach in Zentimetern lesen. Die Deckenhöhe 360 Zentimeter erlaubt eine zweite Ebene mit Hochbett, die über eine Leiter auf Schienen mit dem unteren Raum verbunden ist. Alles ist verschachtelt, gestapelt und doppelt gedacht, sodass sich zum Beispiel die Schlafebene über eine Bodennische in den Essbereich verwandeln lässt oder ein ausklappbares Schlafsofa sogar noch mit zwei Gästebetten überrascht. Platz ist schließlich in der kleinsten Hütte.

Fotografie auf dem 2-3 Minihäuser zu sehen sind, die wie ein Bauhaus auf einem Anhänger sind
Build more, buy less: Tiny House goes Bauhaus Fotos: Philipp Obkircher
Bild eines Minihauses, welches dem Format eines Containers ähnelt
Bild von einem Anhänger-Minihaus in einem dunkel-braun Farbton
Foto von einem kleinen Ministand/Haus auf dem die Wände als Kreidetafeln fungieren
Bild von einem Anhänger-Minihaus in einem hell-braunen Farbton

Minidorf

Das Leben auf kleinsten Raum kann extrem intensiv sein, was die Dauer in der Regel zeitlich begrenzt. Gerade in jungen Jahren aber muss man sich auf Kompromisse einlassen und weniger Quadratmeter in Kauf nehmen. Diesen Markt haben jetzt Investoren für sich entdeckt, die dafür gezielt Container-Architekturen mit Miniwohnungen errichten – wenn man Glück hat, auch im Zentrum. Das „coolste Studentenwohnheim“ der Hauptstadt befindet sich außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings im Stadtteil Treptow. „Frankie, Johnny & Nelly“ heißen die drei Wohnensembles von Holzer Kobler Architekturen. Die Vornamen stehen stellvertretend für Studenten aus der ganzen Welt, die gemeinsam in dem Wohndorf der HOWOGE wohnen. Der erste Bauabschnitt an der Eichbuschallee 51 wurde 2014 von einem Berliner Investor aus 400 Schiffs-containern errichtet und als reines Studentendorf betrieben. Ausgestattet mit Bad, Küche und High-Speed-Internet, werden die knapp 30 Quadratmeter großen Container als Modulsystem vorgefertigt, wobei sich die Single-Units auch zu Wohngemeinschaften für bis zu drei Personen zusammenschalten lassen. Gerade entstehen weitere 260 Apartments in Containergröße, die aber in klassischer Modulbauweise realisiert werden.

Das coolste Studentenwohnheim der Hauptstadt Berlins namens „Frankie, Johnny & Nelly“ - Eins der drei Wohnensembles von Holzer Kobler Architekturen
Foto eines Hochbetts im Wald
Das coolste Studentenwohnheim der Hauptstadt Berlins namens „Frankie, Johnny & Nelly“ - Eins der drei Wohnensembles von Holzer Kobler Architekturen
Single-Units und Wohngemeinschaften: Frankie, Johnny & Nelly © Fotos: Jan Bitter
Foto einer in Sonnenlicht-gehüllten Miniküche mit braunem Holzboden
Miniküche maximal flexibel www.n-by-naber.com Fotos: Markus Burke, Marc Krause

Miniküche

Auf verschiedenen Ebenen praktisch: Wer sich minimal einrichtet, braucht an vieles nicht zu denken, geschweige denn es zu kaufen. Dafür sollten die Möbel, die man dann kauft, hübsch, kompakt und hochwertig sein, viel aushalten und sich im besten Falle auch mehrfach nutzen oder erweitern lassen. Wie die Modulküchen by Naber, die vom Bureau Kilian Schindler aus Karlsruhe entworfen wurde. Das reduzierte Küchenmöbel lässt sich sowohl als Insel als auch in klassischer Zeile aufbauen. Die sechs Grundelemente bestehen aus Stahl, verschiedene Bohrungen erlauben eine flexible Nutzung: Kochflächen, Spüle, Regal oder Butcher-Block können nach Belieben miteinander kombiniert werden, ein einfaches Steckprinzip ersetzt jedes Werkzeug und macht so auch Auf- und Abbau minimal.

 

One Pot Kürbis

für 4 Personen,
Dauer: ca. 1 Stunde,
von Hemsley & Hemsley

Wer nur wenig Zeit und eine kleine Küche hat, sollte
unbedingt die Rezepte von
Hemsley & Hemsley ausprobieren. Food-Liebhaber wie Jasmine und Melissa Hemsley wissen, wie man mit minimalem Aufwand maximalen Kochgenuss erzeugt.

Zutaten:

  • 1 kleinerer Butternut-Kürbis,
  • 5 cm Ingwer, 2 Zwiebeln,
  • 2 Knoblauchzehen,
  • 1/3 Packung Creamed Coconut,
  • 200 g rote Linsen,
  • 0,75 Liter Hühnerbrühe,
  • Kurkuma, frischer Pfeffer, Salz, Zitrone, frischer Baby-Spinat, frischer Koriander

Anleitung:

  1. Kürbis schälen,
  2. Würfel schneiden
  3. Knoblauch schälen, fein hacken
  4. Ingwer schälen, in eine
  5. Schüssel reiben
  6. Zwiebeln schälen, vierteln
  7. alles vermischen, in eine tiefe Pfanne oder einen Topf geben, andünsten, mit Hühnerbrühe ablöschen
  8. Creamed Coconut untermischen
  9. alles etwa 10 Minuten leicht aufkochen lassen, zwischendurch etwas rühren
  10. die gewaschenen Linsen
  11. hinzugeben, mit Pfeffer und Kurkuma würzen
  12. weitere 20 Minuten köcheln lassen, rühren, evtl. warme Brühe/Wasser nachgießen
  13. Spinat untermischen,
  14. mit Salz, Pfeffer und Zitrone abschmecken
  15. mit etwas grob gehacktem
  16. Koriander garnieren
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