Der Ort der Fotos ist kein Zufall: Nirgendwo anders ist die (abstrakte) Verbindung zwischen dem Menschen unter der Maske und seinem Alter Ego so stark wie im eigenen Heim und an keinem anderen Ort wäre es möglich gewesen, die Maske und (im übertragenen Sinn) den Menschen darunter gemeinsam auf ein Bild zu bekommen. Die Verkleidungen repräsentieren das Alter Ego, während der umgebende Wohnraum, quasi die ‚Kulisse‘ der Bildinszenierung, vorsichtig Auskunft über die Person gibt, die sich unter der Verkleidung befindet. Parallel dazu werden die Voraussetzungen, zu denen Verkleidungen sonst getragen werden, bewusst in ihr Gegenteil verkehrt: In den meisten Fällen ist die Verkleidung untrennbar mit einer gesellschaftlichen Aktivität verbunden; auf den Bildern dieser Serie jedoch bleiben die verkleideten Personen ‚zu Hause‘. Als weitere Verstärkung dieser Umkehrung sind die Personen auf den Bildern so inszeniert, dass sie (im Gegensatz zur eigentlichen Rolle des Kostüms) stillen oder alltäglichen Tätigkeiten nachgehen. Durch dieses Setting scheint der Mensch unter der Verkleidung durch – die Wohnung und die jeweilige Tätigkeit sind ‚er selbst‘ und seine Aktivitäten sind auch nicht unbedingt jene, die man von seiner Maske erwarten würde.
Klaus Pichler, geb. 1977, lebt und arbeitet in Wien/Österreich. Er studierte Landschaftsarchitektur in Wien und arbeitet seit 2005 weltweit erfolgreich als freier Fotograf.
Klaus Pichler, www.klauspichler.net, vertreten durch anzenbergergallery.com