Seit 2016 reist die mobile Küche auf einer symbolischen Route vieler Geflüchteter durch Europa. Hier treffen sich Beheimatete und Geflüchtete, es wird gemeinsam gekocht und erzählt, geweint und gelacht. Gastgeber ist immer ein Gast, der ein Rezept aus seiner Heimat mitbringt. Es entstehen Begegnungen auf Augenhöhe, das gemeinsame Essen und Kochen wird zum Kommunikationsmittel, wenn die gemeinsame Sprache fehlt. Studenten-Projekt an der TU Berlin Initiatoren: Andreas Reinhard, Jule Schröder, Rabea Haß, unter der Leitung von Donatella Fioretti.
Das Lehren und das Lernen ist ein sehr delikater Prozess. Das ist eine der spannendsten Beziehungen, die man als Mensch erleben kann, sowohl als Lehrender wie auch als Lernender. Die Einführung von Bachelor und Master hat eine große Veränderung verursacht in der Lehre.
Auf jeden Fall. Ich habe bisher an der Technischen Universität in Berlin gelehrt und habe dort die Lehre sehr genossen. Dort habe ich allerdings über 100 Studenten pro Semester betreut. An der Kunstakademie sind es nur 10 bis 12 Studierende pro Klasse, das ist natürlich ein anderes Format der Lehre. Der eigentliche Unterschied ist aber, dass nach meiner Auffassung Architektur an einer Technischen Universität nicht unbedingt am besten angesiedelt ist. Oder zumindest die Architektur, die mich interessiert. An den meisten TUs stehen die technischen Aspekte der Architektur im Vordergrund. Für die Architekten ist die Technik ein Werkzeug aber nicht unbedingt ein Ziel. Architektur als Disziplin lässt sich schwer am wissenschaftlichen Statut der Ingenieurwissenschaften bemessen. Im Kontext einer TU – mit exzellenten Ausnahmen – gibt es kaum eine akademische Anerkennung des Kerns unserer Disziplin, dem Entwerfen. Man kann z.B. nicht darin promovieren, es gibt kaum Drittmittelprogramme, die das Forschen im Bereich des Entwurfes unterstützen.
Das ist der Grund warum wir aktuell mit Kollegen von der TU Berlin ein Programm für entwurfsbasierte Promotion entwickeln. Es gibt dazu ein paar Experimente in Europa, aber wir sind die ersten in Deutschland. Wir versuchen eine akademische Anerkennung des Entwurfs zu erreichen, eine Anerkennung des Werts des Entwurfs als fundiertes und unabhängiges Wissen. Wie ich die Architektur verstehe, sehe ich eine größere Nähe zur Kunst und den humanistischen Fächern, als zu den technischen.
In dieser Zeit hat sich meine Universität hin zu einer Massenuni entwickelt. Wir waren zum großen Teil Autodidakten. Es gab eine reiche Tradition, dort haben phantastische Professoren unterrichtet, zum Beispiel Aldo Rossi, Manfredo Tafuri, Massimo Cacciari. Unser Studienplan war extrem frei, ich habe unter anderem auch Philosophie studiert. Für die, die die Freiheit genießen konnten, war das ein großes Plus. Für andere, die nicht so diszipliniert waren, war das vielleicht problematischer. Wir haben auch viel länger studiert, man hat dazwischen gearbeitet. Heute beim Bachelor/Master werden die Studenten gedrillt und müssen in kürzester Zeit Credit Points sammeln. Sie haben kaum Zeit, ein Thema zu vertiefen. Das ist ein großer Unterschied.
Freiräume in der Architektur sind immer etwas, was man sich erkämpft. In der Architektur befindet man sich immer in einer Art Korsett, es gibt so viele Anforderungen, die erfüllt werden müssen. Ich glaube da liegt der Unterschied zur Kunst – in der Architektur gibt es eine Reihe von Gesetzmäßigkeiten, mit denen wir ständig konfrontiert sind und die wir ernst nehmen müssen. Was wir als Architekten machen, ist, dass wir uns innerhalb dieser Gesetzmäßigkeiten Freiräume erkämpfen.
Text: Katharina Kunze
Titelbild: Frank Seibert
Fotos: Frank Seibert, Christoph Rokitta