Der empathische Reisende

8 min Lesezeit

Der gebürtige Bologneser Luca Giannini ist ein moderner Leonardo da Vinci. Mit der Schwerelosigkeit und Selbstverständlichkeit eines Kosmonauten bewegt er sich quer durch Disziplinen und Destinationen und führt sie stimmig zueinander: Kunst, Design, Architektur, Handwerk und Fotografie. Mythos und Materie, Meer und Land, Symbol und Archetypus, Raum und Zeit. Zu Hause in Sizilien, Rom und Bologna, aber irgendwie auch überall dort, wo ein Ort seine Seele zum Klingen bringt, manifestieren sich seine Reiseerfahrungen und eine tiefe Empathie für Orte in bedeutungsgeladenen und doch wunderbar leisen Werken und Projekten.

Seine „Taccuini di viaggio“ – sehr persönliche Reisenotizbücher – enthüllen einen besonders feinsinnigen Blick auf Orte: verborgene Winkel, unerwartete Perspektiven, Lichtstimmungen, Patina und geflüsterte Geheimnisse. Ein Gefühl, ein Dé­jà-vu, eine flüchtige Begegnung und all die Geschichten und Botschaften, die aus der Stille heraus entstehen.

In Sizilien empfängt Luca seine Gäste in Häusern, die – einst verlassene, verfallene Ruinen – auf leise und sublime Art einen ganzen Kosmos in sich bergen und durch und durch vom Licht und der Seele des Südens durchdrungen sind: Residenza Hortus und Casa Sabir.

Ich habe Luca an einem frühlingshaften Januartag in Rom zum Interview getroffen. Herausgekommen ist ein langes, inspirierendes Gespräch über das Wesen von Orten, ihre Schätze und Offenbarungen. Ein Gespräch über den Süden und die Sehnsucht nach Sinn und Geist der Grand Tour. Über Grenzen und Grenzgänger, Inseln und die Freiheit, über die Liebe zum Reisen und ganz persönliche Vorsätze. Kurz gesagt: ein Gespräch über das, was uns lebendig macht. Nehmen Sie sich Zeit.

Das Interview führte Britta Krämer von 
www.urlaubsarchitektur.de im Januar 2022.

Das Wesen von Orten, ihre historische, symbolische und emotionale Ladung, spielen eine zentrale Rolle in deinen Werken und Projekten. Wieso fühlen wir uns bestimmten Orten so tief verbunden?

Unsere Seele schwingt nicht an jedem Ort gleich. Vielmehr gehen wir mit jenen Orten am stärksten in Resonanz, die uns einen Spiegel vorhalten, in denen wir essenzielle Anteile unserer selbst entdecken. Orte, deren sublime Energie uns den roten Faden, den größeren Kontext unserer menschlichen Existenz erahnen lassen; die uns einladen innezuhalten, kontemplativ zu lauschen und zu beobachten, und die unserer Suche nach Freiheit und Sinnhaftigkeit entsprechen. Wir werden „empathisch“ mit diesen Orten, etymologisch gesehen „leiden“ wir mit ihnen, denn ihre besondere Natur entspricht unserem ureigenen Empfinden.
Die Orte, die mich besonders ansprechen, sind Grenzorte,  an denen sich die Trennlinie zwischen den Elementen oder zwischen Völkern abzeichnet: Entlang von Grenzen bringt die Natur bekanntlich die größte Artenvielfalt hervor, Kulturen kontaminieren und bereichern sich gegenseitig und schaffen neue, interessantere Formen der Existenz.

Ich habe eine natürliche Affinität zum Mittelmeerraum. In diesem Sammelbecken von Mythen und Archetypen, die alle etwas mit meiner eigenen Herkunft zu tun haben, fühle ich mich mir selbst am nächsten. Und auf den Inseln, wo sich mir an der Schnittstelle zwischen der Endlichkeit des Landes und der Unendlichkeit des Meeres der tiefere Sinn der Menschheitsgeschichte leichter erschließt.

Die Objektivität eines Ortes ist reine Abstraktion, denn wir erschaffen immer eine subjektive, sehr persönliche Wahrnehmung durch unsere Sinne und unseren Verstand. Die Geschichte eines Ortes erschließt sich uns immer auf sehr individuelle Weise, wie auch jede Reiseerfahrung durch und durch subjektiv ist. Meine Art zu reisen und einen Ort zu erzählen wird aus dem Wunsch geboren, eine Beziehung aufzubauen, ein gemeinsames Gefühl zu teilen. Meine Annäherung an die Realität ist poetisch, sie erfolgt über emotionale Bilder, aus denen Visionen entstehen.

Dein kreativer Werdegang hat konkrete geografische Bezüge. Welche sind deine Koordinaten der Muse?

Ich bin im Grunde ein photosynthetischer Mensch, Licht aktiviert meine Visionen. Mein bisheriges Leben war eine schrittweise Annäherung an den Süden, den ich mit einer bestimmtem Ausrichtung der Seele assoziiere: mit dem Bedürfnis nach Licht, dem Zulassen von Chaos und dem Unvorhersehbaren, mit der sinnlichen Erfahrung einer Welt, in der die Natur schroffer, intensiver, zu Extremen fähig und reich an Grenzen und Kontrasten ist. Hier tauche ich in die komplexe Geschichte des Mittelmeers ein, in der uralte Erinnerungen und archaisches Wissen wurzeln und in der die Historie, jenseits verstaubter Museen, ihren Platz im täglichen Leben der Bewohner findet.

Bologna, meine Heimatstadt, mit ihrem sanften, pastellenen Licht und ihrer lautstarken Direktheit, hat mir einen lyrischen Zugang zu den Dingen und einen Sinn für Gastfreundschaft vermittelt. Rom, mit seinem quirligen Chaos, das den Süden vorwegnimmt, mit der Weite seiner Horizonte, seinen tausend Identitäten, den üppigen Barockkulissen, seinen abblätternden Oberflächen und den von der Zeit gezeichneten Steinen, war die „Hebamme“ meines Werdegangs als Künstler, der sich für Materie, Zeichen und Symbole interessiert.

Das Sizilien von Modica, Syrakus und dem Noto-Tal mit dem bereits afrikanisch anmutenden, kalkigen Licht und seinen farbgeladenen Schatten ist ein Tummelplatz gegensätzlicher Kräfte, kontrastierender und doch komplementärer Energien, ein durchlässiges Grenzgebiet mediterraner Kulturen. Hier hörte ich zum ersten Mal den Ruf verlassener Orte und den Wunsch, ihnen neues Leben einzuhauchen, indem ich sie für die Gastfreundschaft öffnete. Hier wurde vor über 15 Jahren mein Projekt Anime a Sud geboren.

Die von Anime a Sud neu gestalteten Innenräume verbinden in der Casa Sabir authentisch den Renaissance-Stil mit zeitgenössischem Design direkt am historischen Markt von Syrakus.

Malerei, Skulptur, Architektur, Design, Fotografie und all ihre Schnittmengen – deine Werke und Projekte ziehen die Register der unterschiedlichsten Disziplinen und haben vielschichtige Bedeutungsebenen. Dennoch bleiben sie immer klar, schlicht und leise.

Unsere Zeit hat es mit den Differenzierungen und Spezialisierungen übertrieben. In der Vergangenheit hingegen war der Architekt gleichzeitig auch Ingenieur, Denker, Handwerker, Künstler, Reisender und Astronom. Er kannte die Bewegungen der Gestirne, die Eigenschaften der Materie, die Regeln der Geometrie, den Kanon der Ästhetik und die Schulen der Philosophie. Es stimmt, auch ich bewege mich zwischen den Disziplinen, denn im Grunde geht es mir wie beim Reisen um Grenzüberschreitung: Sie eröffnet und erweitert die Möglichkeiten des Dialogs.

Meine Annäherung an die Architektur eines Ortes ist künstlerisch, ich behandle sie wie eine Skulptur, erforsche sie in ihren Richtungen, in ihren Volumina, achte auf die Variation des Lichts, strebe nach der Ausgewogenheit von Fülle und Leere, erforsche das sensible Gleichgewicht zwischen Hinzufügen und Weglassen, das die Vollkommenheit eines Raumes definiert.

Solange ich das Gefühl habe, dass eine Umgebung nicht geklärt oder ein Werk nicht wirklich fertig ist, empfinde ich eine Art Unausgeglichenheit, ein fast körperliches Unbehagen, denn mein gestalterischer Ansatz ist im Grunde physiologisch: In einer gut organisierten Umgebung oder vor einem gut gelungenen Werk entspannt sich mein Körper und ich fühle mich wohl. Dabei spielt auch die Materie eine wichtige Rolle.

 

Meine künstlerischen Arbeiten kreisen um mediterrane Symbole (die Amphoren), Ursprungsmythen (der Garten Eden, die Arche, das Weltei, die Sternbilder), Karten und Routen realer oder imaginärer Reisen (die Landkarten der neuen Welten) und Formen, die mit der ökologischen Krise unserer Erde zu tun haben (Walfische, Planeten). Es sind materialbezogene Werke, in denen man die Schichten, die Unentschlossenheit, das Innehalten, die Richtungsänderungen sehen und nachvollziehen kann. Unser Leben gestaltet sich letztlich auf dieselbe Weise und ist individuell und einzigartig. Ich sehe keinen Sinn in Kopien, Nachahmungen und Normierungen – egal in welcher Disziplin. 

 

Die Materialien sollten entsprechend ihrer wahren Natur dargestellt und in der Nähe ihres Herkunftsortes verwendet werden. Bei der Gestaltung sollte es darum gehen, eigenständige Lösungen zu finden, die Bezug nehmen auf die Symbole und Traditionen eines Ortes. Die Projekte, die ich konzipiere, sind immer sehr handwerksbezogen, sie wollen ein Gefühl der Einzigartigkeit vermitteln, wollen nachvollziehbar machen, wo sie angesiedelt sind. Sie machen das Wesen eines Ortes, seine Menschen und ihre Talente, seine Steine und Farben zu den Hauptakteuren.

 

In ähnlicher Weise fotografiere ich. Ich will das Mysterium eines Ortes einfangen, das Verborgene, das Nicht-Offensichtliche. Ich interessiere mich für Schatten in gleichem Maße wie für das Licht, für das Gleichgewicht der Massen, für die imaginären Zeichen, die durch die Perspektiven entstehen.

Du erweckst verlassene Orte zu neuem Leben. Dabei spielt das „Gedächtnis“ dieser Orte eine wesentliche Rolle.

Die Wiederbelebung eines Ortes hat etwas mit Ethik und unserem Planeten zu tun. Kein neues Terrain zu verschwenden, natürliche Ressourcen zu schonen und eine Ruine oder ein verlassenes Gebäude der Gemeinschaft zugänglich zu machen sind ökologische und soziale Themen, die mich seit jeher beschäftigen. Einen Ort wieder zum Leben zu erwecken hat auch eine rituelle Bedeutung: die Würdigung des Genius Loci. Die Menschen der Antike empfingen Botschaften und Vorahnungen aus der sie umgebenden Welt und lebten sie auch auf symbolischer Ebene. Sie wussten, dass nicht alle Orte auf der Erde gleich waren, sondern dass sich die Energien an bestimmten Stellen konzentrierten, wo die Natur ihre Besonderheiten hervorbrachte; hier errichteten sie Tempel und Heiligtümer oder markierten die Grenzlinien von Städten.

In seinem Buch „The Soul of Places“ stellt der amerikanische Philosoph und Psychologe James Hillman im Gespräch mit dem italienischen Architekten und Schriftsteller Carlo Truppi fest, dass Orte ein Gedächtnis haben und dass die Wiederherstellung eines Ortes auch bedeutet, eine Amnesie zu heilen, eine ausgelöschte Erinnerung wiedergutzumachen: „Es ist, als hätten sie darum gebeten, verlassen zu werden, Ausgrenzung zu erleiden, um dann vollständig wiederentdeckt zu werden und so ihre tiefere Identität zu enthüllen. Auf diese Weise werden sie real: Orte, von denen man sagen kann, dass sie zweimal geboren wurden.“

Giannini forscht künstlerisch, skulptural, wie sein Atelier in Rom zeigt.

Das Hineinhören in einen Ort ist eng mit der Zeit verbunden. Ich bleibe gerne lange an einem Ort, damit sich meine Imagination einstellen kann. Heidegger sagte: „Dichterisch wohnet der Mensch.“ Träume und Visionen sind der Katalysator dafür, einen Ort wiederherzustellen und der Funktion des Wohnens die Poesie zurückzugeben.

Deine „Taccuini di viaggio“, die du für dich privat und als Auftragsarbeit anfertigst, porträtieren den intimen Charakter von Siracusa, Salina, Essaouira und anderen Destinationen. Sie fangen aufmerksamen Blickes alltägliche und scheinbar nebensächliche Facetten ein. Für mich war das Durchblättern und Lesen deiner „skizzierten Erzählungen“ als hätte ich einen Schlüssel zum jeweiligen Ort erhalten, als hätte ich ihn selbst durchwandert und seine Stimmung zu meiner gemacht.

Wenn ich Reiseliteratur lese, bin ich immer wieder erstaunt, wie sehr der Bezug zu einem Ort und den dort lebenden Menschen von der Zeit und der achtsamen Beobachtung abhängt, die man ihm widmet. Sie stehen im deutlichen Gegensatz zur Hektik unserer Gesellschaft, dem Missbrauch der visuellen Kommunikation, der Bulimie der Bilder, der oberflächlichen und stereotypen Darstellung von Orten. Last Minute, Eintagesgeschäftsreisen, Kurzurlaube, keine Zeit für die Reisevorbereitung. Die Geschwindigkeit des Ortswechsels verhindert, dass wir mit der gebührenden Grundstimmung ankommen, und häufig sind wir bereits mit vorgekauten Informationen derart gesättigt, dass wir die Chance vertun, uns auf unsere Destination wirklich einzulassen.


Einen Ort zu kennen bedeutet, ihn zu fühlen und zu spüren, Emotionen in ihm zu deponieren und Schwingungen von ihm zu empfangen. Dazu brauchen wir eine Phase der Ruhe, eine aufnahmebereite Haltung, einen gleichberechtigten Dialog zwischen uns und dem Ort. Auf diese Weise wird er nicht mehr passiv konsumiert, vielmehr wird er zu einem aktiven Impulsgeber für Empfindungen und Inspiration.

 

Die moderne Gesellschaft hat die Reisezeit stark verkürzt und sie in Urlaub (vacanza/vacation) umgewandelt, was etymologisch von „vacare“, „abwesend sein“, kommt. Ein Mangel also, eine Absenz. Unser frenetischer Alltag wird mit völligem Abschalten im Urlaub kompensiert. Die Reisenden der Vergangenheit hingegen reisten um der Reise willen, sie waren sich selbst immer sehr präsent, ihre Sinne waren aktiv und sie waren darauf bedacht, ja, erpicht!, alle Botschaften eines Ortes aufzunehmen.

 

Die alten Römer nannten „otium“ die Zeit, die dem „negotium“ entgegengesetzt war, schrieben ihm aber eine ebenso nützliche Rolle bei der Kultivierung des Geistes zu. Die Reisenden, die sich auf die Grand Tour begaben, wussten, dass sie eine außergewöhnliche Bildungsgelegenheit vor sich hatten und dass sie, wenn sie Monate oder sogar Jahre später zurückkehrten, andere Menschen sein würden. Sie wussten auch, dass die Reise unvorhergesehene Ereignisse mit sich bringen könnte, sie hatten die Zeit und den Willen, sich diesen hinzugeben und sogar aus ihnen zu lernen. Erfahrungen, die wir uns in unserer überregulierten Welt, die unsere Ängste mit der Utopie des Nullrisikos nährt, nicht mehr leisten können. 

 

Für mich sind die Reisenotizbücher gewissermaßen emotionale Decoder: An den Orten, von denen ich gerne in Bildern und Worten erzähle, habe ich zunächst einmal innegehalten, mir Zeit genommen, meine (Vor-)Urteile zurückgestellt, um das wahrzunehmen, was der Ort mit seiner leisen, subtilen Stimme zu vermitteln vermag.

Einen Ort zu skizzieren ist an sich schon eine Art der Entschleunigung: um dem Licht zu erlauben, seine Eigenschaften zu verändern, um verborgene Details zu entdecken, die Sinne zu schärfen um subtilere Gerüche und Geräusche wahrzunehmen. Manchmal ergibt sich sogar eine unerwartete, zufällige Begegnung, die zu einer tieferen und authentischeren Kenntnis des Ortes beiträgt. Letztendlich erzählt ein Ort genauso viel über mich wie ich über ihn und durch ihn erzähle ich auch von mir selbst. 

Du hast für dich selbst acht Grundsätze verfasst, die du fest in deinem Lebensalltag verankert hast. Sie lesen sich wie ein persönliches Manifest, wie eine „bucket-list“ der Achtsamkeit.

  1. Mich von Überflüssigem befreien und gleichzeitig das bewahren, was mich in Hinblick auf Funktion und Schönheit bereichert
  2. Zeit, Materie und den Rhythmus der Natur wieder für mich nutzbar machen
  3. Mich gut ernähren, körperlich mit gesunder Nahrung und geistig mit Projekten, die mein mir innewohnendes Potenzial zum Ausdruck bringen
  4. Die Balance zwischen Traum und Konkretheit finden
  5. Konstruktive und bereichernde Beziehungen pflegen und mich von solchen trennen, die mit meinen Prinzipien in Konflikt stehen
  6. Vermeiden, dass die Angst meine Entscheidungen und Nicht-Entscheidungen steuert
  7. Bewusst reisen, je nach geistiger Neigung und innerer Veranlagung, mit einer Seele, die sich dem Empfinden öffnet
  8. Täglich achtsame Entscheidungen treffen, die den Planeten schützen

Diese acht Grundsätze sind für mich ein wichtiges Exerzitium, um mein Leben zu bereichern. Sie betreffen meine natürlichen Veranlagungen, meine Visionen, meine Hoffnungen, aber auch meine Blockaden und Beschränkungen, an denen ich arbeiten möchte. Sie betreffen meine Beziehung zu Besitz und den Fokus auf essenzielle Bedürfnisse, die für meine Seele wirklich wichtig sind. Sie betreffen meine Seele und meinen Körper, die gleichermaßen auf natürliche, gesunde und ausgewogene Weise genährt werden wollen.  Sie beschreiben die oft unscharfe Grenze zwischen meinem Streben nach Leichtigkeit und dem Gebot der Schwerkraft, zwischen Traum und Vision, die meinen Blick in die Ferne lenken, und rationaler Sorgfältigkeit, die nötig ist, um den Traum in einem kreativen Projekt zu manifestieren.

Sie erinnern mich an meine „Beziehungshygiene“, um die konstruktiven Beziehungen zu nähren und die destruktiven fernzuhalten. Sie betreffen meinen Umgang mit der Angst und ihren furchterregenden, einschränkenden und irreführenden Auswirkungen, die Akzeptanz von Fehlern und die Fähigkeit, in Widrigkeiten eine Chance zu sehen.
Sie betreffen meine Art zu reisen, meine Fähigkeit, mit dem Unerwarteten umzugehen, das richtige Verhältnis zur Zeit, die Schulung der physiologischen Wahrnehmung von Orten, um solche zu erkennen, die Harmonie vermitteln, und das vorurteilsfreie Zuhören gegenüber den Menschen, denen ich begegne.

Sie betreffen meine tägliche Beziehung zu meiner Umgebung, das Gefühl der Verantwortung für das, was ich hinterlasse, was ich wegnehme oder verändere, und die bewussten Maßnahmen und Entscheidungen, die sich daraus ergeben. 

Beim Lesen dieser Grundsätze ertappe ich mich dabei, wie ich an die Inseln denke – an ihre doppelte Dimension von Zufluchtsort und Gefängnis, die gleichzeitig Einladung und Aufforderung zum Aufbruch sind; ich denke an ihren starken Sinn für Abgrenzung, an die Bescheidenheit ihrer Ansprüche, an die schöpferische Energie, die ihr natürliches Wesen freisetzt, und an ihre Rolle als Katalysator für negative und positive Emotionen. Ich denke an die Ursprünglichkeit ihrer Produkte von Land und Meer, an ihre Fähigkeit, die Geräuschkulisse unserer lauten Zivilisation zu dämpfen, an die Beziehung zur Einsamkeit und den eigenen Ängsten. Inseln sind für mich ein Laboratorium der Selbsterkenntnis.

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