Architekturbiennale 2025: Material im Fokus

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Material ist weit mehr als nur ein Baustoff – es formt Räume, vermittelt Werte und steht immer auch für eine bestimmte Haltung zum Bauen. In Zeiten knapper Ressourcen, wachsender Umweltbelastung und globaler Lieferketten gewinnt die Herkunft, Verarbeitung und Wiederverwendung von Materialien immer mehr an Relevanz. Die 18. Architekturbiennale in Venedig macht diese Entwicklung sichtbar: Zahlreiche Länderbeiträge stellen das Material selbst ins Zentrum und zeigen, wie eine bewusste Materialwahl neue ökologische und gestalterische Perspektiven für die Architektur eröffnet.

Spanien: Internalities: Architectures for Territorial Equilibrium

Unter dem Titel „Internalities“ präsentiert der spanische Pavillon 16 Projekte aus verschiedenen Regionen der Iberischen Halbinsel, die mit lokalen, regenerativen und CO₂-armen Materialien wie Holz, Stein, Kork, Ton und Pflanzenfasern arbeiten. 

Kuratiert von Roi Salgueiro und Manuel Bouzas, gliedert sich die Ausstellung in fünf Themenbereiche: Materialien, Handwerk, Energie, Abfall und Emissionen. Entlang dieser Kategorien wird der Weg der verwendeten Materialien nachgezeichnet – von ihrem Ursprung in Wäldern, Steinbrüchen und Anbauflächen bis zu ihrer architektonischen Anwendung. 

Island: Lavaforming

Der isländische Beitrag „Lavaforming“, kuratiert von Arnhildur Pálmadóttir, rückt Lava als nachhaltiges Baumaterial in den Fokus. Dabei wird untersucht, wie sich das vulkanische Gestein Basalt in geschmolzener Form kontrolliert formen lässt – etwa zu Ziegeln, Fassadenelementen oder tragenden Strukturen.

Ergänzt wird das Konzept durch einen animierten Kurzfilm, in dem es um die fiktive Stadt „Eldborg“ im Jahr 2150 geht, deren Architektur vollständig aus Lava besteht. Anstatt Lava als Naturgefahr zu sehen, begreift sie der Pavillon als lokale, nahezu emissionsfreie Ressource mit großem architektonischem Potenzial. 

Marokko: Materiae Palimpsest

Der marokkanische Pavillon „Materiae Palimpsest“ beleuchtet den architektonischen Reichtum traditioneller Bauweisen – besonders in Bezug auf den Einsatz von Lehm und weiteren natürlichen Materialien. 

Kuratiert von Khalil Morad El Ghilali und El Mehdi Belyasmine, zeigt die Ausstellung, wie handwerkliche Techniken und Materialwissen über Generationen hinweg weitergegeben wurden – und welche Bedeutung diese Praktiken für eine zukunftsfähige und klimaangepasste Architektur besitzen.

Dänemark: Build of Site

Im dänischen Pavillon „Build of Site“ steht die Wiederverwendung von Materialien im Fokus. Die von Søren Pihlmann gestaltete Installation wurde komplett aus gebrauchten und recycelten Baustoffen vor Ort errichtet – darunter Betonfragmente, Stahlteile und Holzelemente.

Damit zeigt der Pavillon, dass nachhaltiges Bauen nicht mit der Auswahl neuer Baustoffe beginnt, sondern mit der Wertschätzung und Wiederverwendung vorhandener Ressourcen – als Teil einer konsequenten zirkulären Bauweise.

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