Giovanni Bellini: Porträt des Dogen Leonardo Loredan (1501)
Doge war der Titel eines gewählten Staatsoberhauptes in einer Reihe von italienischen Republiken des Mittelalters. Die mächtigsten Dogen kamen aus der Republik Venedig. Den ersten Dogen gab es dort bereits 697 n.Chr. Seinen Sitz für das Regierungs- und Verwaltungszentrum in Venedig hatte der Doge im Dogenpalast am Markusplatz. Als Kopfbedeckung trug der Doge eine Corno Ducale, eine besondere Art von Krone und einen Umhang aus Hermelinfell. Die Ehefrau eines Dogen nannte man übrigens Dogaressa. Im frühen Mittelalter besaß ein Doge nahezu uneingeschränkte Autorität, sein Amt galt auf Lebenszeit. Erst ab 1297 wurde ihm der „Große Rat der Zehn“ als Kontrollinstanz zur Seite gestellt. Dieser spielte ca. 50 Jahre später bei der Verschwörung des Dogen Marino Faliero eine große Rolle. 1355 versuchte Faliero einen Staatsstreich um sich selbst zum Fürsten zu ernennen.
Der Staatsstreich misslang – der „Große Rat der Zehn“ hatte Spitzel und kam Faliero auf die Schliche. Der Rat ließ die insgesamt 11 Verschwörer verhaften. Viele von ihnen wurden vor dem Dogenpalast erhängt, einige aus Venedig vertrieben. Marino Faliero selbst wurde geköpft und sein Portrait im Dogenpalast entfernt. Heute findet man in der Galerie der Dogebilder im Saal des Großen Rates ein schwarzes Banner mit der Inschrift: Hic est locus Marini Faletri decapitati pro criminibus (Hier ist die Stelle des wegen Verbrechen enthaupteten Marino Faliero). Der letzte Doge Venedigs dankte 1797 ab.
Der Dogenpalast, auch Palazzo Ducale, war seit dem 9. Jahrhundert das Regierungs- und Verwaltungszentrum Venedigs. Er zählt zu den architektonisch wichtigsten venezianischen Bauten und ist heute als Museum für 16,-€ (stand Januar 2016) zu besichtigen. Im Mittelalter repräsentierte der Dogenpalast den Anspruch der Republik Venedig.
Er beeindruckte durch unzählige Stuckarbeiten, vergoldete Schnitzereien sowie Gemälde und Skulpturen von venezianischen Künstlern wie Tizian, Tintoretto oder Bellini. Der gotische Palazzo wurde mehrfach von Bränden und anderen Katastrophen zerstört und musste über die Jahrhunderte hinweg insgesamt dreimal erneuert, erweitert oder neu aufgebaut werden. Das Ergebnis ist ein wunderbarer Mix aus byzantinischer, gotischer und Renaissance Architektur. Die drei Etagen wurden raffiniert geplant und mit vielen Wegen und Geheimgängen ausgestattet. Im ersten Stock waren Rechtsanwaltskanzleien und das Marineamt beheimatet.
Im zweiten Stock befanden sich der Saal des Großen Rates, der Abstimmungssaal zur Wahl des Dogen und das Apartement des Dogen. Die dritte Etage wurde für Empfänge ausländischer Botschafter sowie als „Beschwerdeamt für die Bürger“ genutzt. Über die Geheimgänge, deren Zugänge sich zum Teil auch in Einbauschränken befinden, konnten abseits der repräsentativen Säle, Büroräume, die Folterkammern und auch gewisse Teile der angeschlossenen Gefängnisse besucht werden. Ein Hauptweg zu den zwei Gefängnissen führt vom Dogenpalast über die Seufzerbrücke. Es gäbe noch viel zu erzählen – beispielsweise was es mit den zwei roten Säulen in der ersten Etage auf sich hat. Am besten, Sie kommen zur Architektur-Biennale nach Venedig, besuchen den Dogenpalast und wir unterhalten uns in unserem Meetingpoint. :)