Murano: Die Glasbläserinsel #veniceclassics

3 min Lesezeit

Genau wie Venedig ist die Insel Murano autofrei, dicht bebaut und von Kanälen statt Straßen durchzogen, wie dem Canal Grande di Murano. Die Insel hat nur 5.000 Einwohner und eine Fläche von ungefähr einem Quadratkilometer. Touristen aus Venedig kommen täglich zu Tausenden mit dem Wasserbus auf die Insel Murano, deren Hauptattraktion Glas ist.

 

Blick auf Gebäude, Boote und den Kanal in Murano

Historischer Ursprung

Murano wurde, wie viele der Inseln in der nördlichen Lagune von Venedig, von Römern gegründet, die im späten 5. Jahrhundert vor dem Fall des römischen Reiches und den Invasionen der Barbaren geflohen sind. Obwohl historische Beweise darauf hindeuten, dass die Glasproduktion in der Lagune seit dem 6. Jahrhundert betrieben wird, lebten die Menschen auch von der Fischerei und dem Salzhandel.

In den ersten Jahren der Republik Venedig umfasste das Gebiet, das "Murano" genannt wurde, auch die Inseln Sankt Erasmus, Vigole und San Michele. Dieses hatte einen eigenen Großen Rat, der dem "Zehnerrat" von Venedig ähnlich war und sogar eine eigene Münze prägte. Erst ab 1200 n.Chr. wurde Murano von einem "podestà" (Richter) Venedigs regiert.

Glaskunst

Das erste Glas in Venedig wurde wahrscheinlich kurz vor dem Jahr 1000 n.Chr. hergestellt, so dass die Glasproduktion bereits eine sehr lange Tradition hat. Allerdings gab es von Anfang an ein Problem: Zur Herstellung von Glas sind große, sehr heiße Öfen erforderlich. Diese verursachten viele Brände, so dass manchmal ganze Stadtviertel abbrannten. Im Jahr 1295 beschloss der damalige Doge die Glasfabriken in der Altstadt von Venedig zu verbieten und alle Glasöfen auf die nur einen Kilometer entfernte Insel Murano zu verlegen – und das, obwohl die Glasproduktion im 12. Und 13. Jahrhundert boomte.

Murano wurde schnell zum Zentrum der venezianischen Glaskunst und viele der ersten Glasbläsereien werden auch heute noch betrieben. So war Murano jahrhundertelang das Monopol der kommerziellen Glasproduktion, und die Geheimnisse der Glasherstellung wie Produktionstechniken, Farben usw. wurden gut bewahrt. Daher war es jedem Meister der Glasherstellung lange Zeit verboten, Venedig auf Lebenszeit zu verlassen. Der Verstoß gegen dieses Gesetz führte manchmal sogar zur Todesstrafe.

Glasherstellung

Die Arbeit eines Meisters ist wie die eines Chemikers, dessen geheime Formeln ein einzigartiges Material schaffen. Die Zutaten Quarzsand, Kalk, Soda, Pottasche, Feldspat und Aluminiumoxid müssen im richtigen Verhältnis zusammengesetzt werden, um optimale Schmelzeigenschaften und die besondere Färbung des Muranoglases zu erreichen.

Nur der Meister kennt die genauen Formeln für die Glasherstellung, die traditionell über Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben werden. Aber nicht nur das Wissen um die Zusammensetzung der Mischung macht einen Meister aus. Es sind seine künstlerischen Fähigkeiten, die es ihm ermöglichen, Kunstwerke aus Glas zu schaffen.

Foto: Boris Mayer von Pixabay

Die Insel Murano lebt heute hauptsächlich vom Tourismus. Deshalb zeigen viele Glashersteller interessierten Gästen gerne ihre tägliche Arbeit.

Blick auf einen Teil des Kanals, Boote und das Glas Museum in Murano

Glasmuseum - Museo del Vetro

Das Glasmuseum befindet sich im Palazzo Giustiniani, der 1659 auf der Insel Murano als Sitz des damaligen Bischofs von Torcello Marco Giustiniani erbaut wurde. Das Innere des Hauptsaals ist mit einem berühmten Fresko von Francesco Zugno geschmückt. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren wurde das gesamte Gebäude umfassend renoviert und die letzten Arbeiten erst im Jahr 2014 abgeschlossen. Das 1961 gegründete Museum ist seit seiner Eröffnung dank der zahlreichen Schenkungen der örtlichen Glashersteller gewachsen. Mit Exponaten von der Antike bis zur Moderne gibt es einen Einblick in die Geschichte und die Herstellung von Glas. Bestaunen Sie Stücke aus dem antiken Griechenland, Antiquitäten aus dem 20. Jahrhundert und Kunstwerke aus der Gegenwart.

Coppa Murano

Einer der Höhepunkte des Museums ist die Coppa Barovier aus dem 15. Jahrhundert. Der große, dunkelblaue Kelch war damals ein edles Hochzeitsgeschenk. Er ist mit Gold und einigen Figuren verziert. Der Barovier-Becher ist so bekannt, dass heute in vielen Geschäften auf der Insel Murano Kopien in verschiedenen Größen erhältlich sind. Und auch der Garten, der zum Palazzo des Museums gehört, ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

historische Pfarrkirche Basilica di Santi Maria e Donato in Murano
Foto: Edmund Hochmuth von Pixabay
Grundriss historische Pfarrkirche Basilica di Santi Maria e Donato in Murano

Chiesa dei Santi Maria e Donato

Eine besondere Attraktion auf der Insel Murano ist die Kirche Santa Maria e Donato auf der Fondamenta Giustiani. Die Kirche wurde im 7. Jahrhundert mit einem bemerkenswerten byzantinischen Mosaik erbaut, in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts umgestaltet und 1140 in ihrer heutigen Form fertiggestellt. Ein wunderbares Bodenmosaik mit Blumenmotiven stammt aus dieser Zeit. Sehenswert sind das Mosaik in der Apsis und die vergoldete Ikone des Heiligen Donatus im linken Seitenschiff sowie der freistehende quadratische Glockenturm (Campanile). Die eigentliche Eingangsseite einer Basilika ist nach Westen ausgerichtet. Da diese Kirche jedoch am Wasser liegt und somit viele Besucher von der Seeseite im Osten anreisen, ist diese Seite der Kirche, der Chorbereich, die eigentliche Schauseite. Diese ist sehr repräsentativ: Mit auffälligen weißen Säulen wurde ein zweistöckiger Bogenbau errichtet. Im ersten Stockwerk wiederholt sich die Arkadenstruktur des Erdgeschosses in der umlaufenden Galerie. Sehr ähnliche Bogenformen umschließen auf mehreren Etagen die gesamte Frontseite, entweder als begehbare Galerie, als Fensterrahmen oder als Arkadenfolge.

Routebook bestellen