Rialtobrücke: Verbindung zwischen San Polo und San Marco #veniceclassics

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Die Rialtobrücke in Venedig wurde am 20. März 1591 für den Verkehr freigegeben und verbindet die Stadtteile San Marco und San Polo. Mit einer Spannweite von 48 Metern über dem Canal Grande ist die Brücke das größte Steinbauwerk seiner Art in Europa – und sicherlich eines der schönsten und berühmtesten. Zudem besitzt die Brücke nur einen einzigen Segmentbogen. Dies ermöglicht im Gegensatz zu einer Konstruktion mit mehreren Bögen einen besseren Verkehrsfluss auf dem stark befahrenen Canale Grande.

 

Rialto bridge by Vincenzo Landino

Zahlen und Fakten

Name: Rialtobrücke
Standort: Venedig, Italien
Bauart: Bogenbrücke
Material: Stein
Bauzeit: 1588 - 1591
Beteiligte Personen: Antonio da Ponte
Heutige Verkehrsart: Fußgänger
Gesamtlänge: 48 m
Spannweite: 29 m
Durchfahrtshöhe für Schiffe: 7 m

Vorheriges Gebäude

Bis zum 13. Jahrhundert war der Canal Grande in Venedig zu breit für eine feste Brücke und konnte nur mit einer Fähre und später über eine Schiffsbrücke überquert werden. Die erste feste Brücke über den Canal Grande soll 1246 vom Dogen Renier Zen erbaut worden sein. Sie wurde vollständig aus Holz gefertigt und trug bereits den Namen Rialtobrücke – in Anlehnung an den nahegelegenen Markt.

 

 

 

Ein Ausschnitt des Gemäldes "Il miracolo della reliquia della Santa Croce (1494)" von Vittore Carpaccio

Ihr Aussehen um 1500 ist auch heute gut bekannt, da die Brücke auf zwei historischen Kunstwerken zu sehen ist. Die Vorgänger-Brücke hatte bereits "botteghe" (kleine Verkaufsräume) auf beiden Seiten und einen Fußweg dazwischen, der bis zur Mitte der Brücke führte. Am höchsten Punkt des Gehwegs befand sich eine Zugbrücke, die größeren Schiffen, wie der "Bucintoro", das pompöse Staatsschiff der Dogen, die Durchfahrt zur Adria ermöglichte.

Nachdem bereits 1507 mit der Ponte di Tre Archi eine große Steinbogenbrücke über den Canal di Cannaregio errichtet worden war, sollte auch die Rialtobrücke durch eine Steinkonstruktion ersetzt werden.

Architektur-Wettbewerbe

In der Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der erste Architekturwettbewerb für den Bau einer Steinbogenbrücke über den Canal Grande ausgeschrieben. Namhafte Architekten wie Palladio und Michelangelo, die zu jener Zeit zu den bekanntesten Bauherren in Europa gehörten, nahmen an diesem Wettbewerb teil. Aber selbst sie konnten die Geldgeber nicht von ihren Plänen überzeugen.

 

Andrea Palladios zweiter Entwurf für die Rialtobrücke (mit drei Bögen) auf einem Gemälde von Canaletto

In einem zweiten Wettbewerb gingen Vicenzo Scamozzi (1548-1616, ein Schüler von Palladio) und Antonio da Ponte (1512-1595) aus den eingereichten Vorschlägen als Hauptgegner hervor. Beide schlugen zunächst eine Lösung mit drei Bögen vor. Der zweite Entwurf von da Ponte war jedoch eine Ein-Bogen-Brücke, die schließlich realisiert wurde. Die Bauarbeiten begannen am 1. Februar 1588. Nur drei Jahre später, am 20. März 1591, wurde die neue Sandsteinbrücke eingeweiht.

Konstruktion

Das Fundament der Rialtobrücke besteht aus etwa 12.000 Erlenstämmen, jeder 3,50 m lang. Für den Bau wurden die Pfähle ausschließlich mit Muskelkraft in den Boden gerammt. Die durch die Pfähle entstandene Oberfläche wurde mit dicken Brettern bedeckt. Da Ponte führte eine Neuerung ein, indem er das Mauerwerk schräg anordnete.

Der Segmentbogen der Rialtobrücke hat eine Spannweite von fast 29 m und eine Pfeilhöhe von 6,40 m. Er entspricht einem Viertelkreis und ist daher extrem flach, was ihn – trotz der hohen Aufbauten – extrem leicht und elegant erscheinen lässt. Viele technische Details wurden für spätere Brückenkonstruktionen übernommen.

Handel auf einer Brücke

Lange Zeit war die Rialtobrücke die einzige Brücke über den Canal Grande. Erst 1854 wurde die Accademia-Brücke als Fußweg über den Canal Grande hinzugefügt. Die Rialtobrücke wurde zu einem zentralen Ort für den Handel in Venedig. Viele Schiffe legten hier an und verkauften ihre Waren direkt auf der Brücke. Man sagte sogar, dass das wirtschaftliche Herz der Stadt direkt unter dieser Brücke schlug! Da die luxuriösesten Waren über die Rialtobrücke an Land gebracht wurden, entstanden rund um die Brücke wichtige Handelshäuser und Banken, und die einflussreichsten Familien lebten in den Palazzi ganz in der Nähe. Auch heute gibt es noch viele Geschäfte auf der Brücke.

Die Rialtobrücke heute

Es gibt drei parallele Laufgänge, die durch die beiden Ladenzeilen unterbrochen werden. Die äußeren Gänge sind 5 m breit, während der mittlere Gang mit 6,50 m etwas breiter ist. Für die Botteghe bleiben daher jeweils nur etwas mehr als 3 m Breite. Obwohl die Grundfläche der Geschäfte ca.10 m² beträgt, sind sie bei den Händlern der Stadt sehr beliebt und werden dauerhaft vermietet. Kein Wunder, denn es dürfte nicht viele Orte in Europa geben, an denen täglich so viele kaufbereite Leute entlanglaufen.

Foto: Bernd Nebel
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