Architektur Biennale Venedig: Erste Einblicke in den Deutschen Pavillon

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Die 18. Internationale Architekturausstellung der Biennale von Venedig eröffnet am 20. Mai 2023. Unter dem Titel Open for Maintenance – Wegen Umbau geöffnet, kuratiert von ARCH+ / SUMMACUMFEMMER / BÜRO JULIANE GREB, widmet sich der deutsche Beitrag in diesem Jahr Themen der Pflege, Reparatur und Instandhaltung.

Gruppenfoto des kuratorischen Teams, vlnr: Franziska Gödicke, Anh-Linh Ngo, Petter Krag, Juliane Greb, Anne Femmer, Melissa Makele, Christian Hiller, Florian Summa. Foto: © Schnepp Renou

Im Mittelpunkt steht die Instand(be)setzung des Deutschen Pavillons in den Giardini, um Prozesse der räumlichen und sozialen Sorgearbeit sichtbar zu machen, die normalerweise dem Blick der Öffentlichkeit entzogen sind. Das Konzept beleuchtet die aktuelle Debatte um den Bestand im Kontext von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung auch aus einer historischen und sozialen Perspektive: Die Instand(be)setzung als soziale Praxis hatte im Berlin der 1970 / 80er Jahre zur behutsamen Stadterneuerung und damit zum Erhalt städtischer Gemeinschaften und baulicher Substanz beigetragen. Ökologische Nachhaltigkeit ist untrennbar mit der sozialen Frage verbunden.

Materialreste des Chilenischen Pavillons zur Biennale Arte 2022 auf dem Arsenale-Gelände, Dezember 2022
Materialfragmente der Biennale Arte 2022, provisorisch gelagert im Portikus des Deutschen Pavillons, Dezember 2022
Spolien der Ausstellung „Queendom” des Israelischen Pavillons zur Biennale Arte 2022 und weitere Materialreste im Deutschen Pavillon, Dezember 2022

INSTAND(BE)SETZUNG

Der Akt der Instand(be)setzung des Deutschen Pavillons beginnt mit der Übernahme des vorgefundenen Zustands. Die Arbeit Relocating a Structure der Künstlerin Maria Eichhorn als deutscher Beitrag zur Biennale von Venedig 2022 wird nicht zurückgebaut, sondern aktiv in die Gesamtgestaltung einbezogen. Im Sinne der diskursiven, materiellen und ökonomischen Nachhaltigkeit wird Eichhorns Projekt im Dialog mit der Künstlerin in das Konzept integriert.

Kunst- und Architekturbiennale werden auf diese Weise erstmals räumlich und programmatisch miteinander verwoben. Dieses Prinzip wird auf das Gesamtprojekt übertragen: Der Ausstellungsbeitrag wird mit gebrauchtem Material der Biennale Arte 2022 realisiert. Zahlreiche Länderpavillons unterstützen das Projekt und stellen das Abbruchmaterial ihrer Ausstellungsarchitekturen zur Verfügung.

Übernahme einer Spolie der Ausstellung „Queendom” des Israelischen Pavillons zur Biennale Arte 2022, Dezember 2022
Einlagerung gesammelter Spolien aus der Biennale Arte 2022 in den Deutschen Pavillon, Dezember 2022

„FROM EXHIBITION TO HABITATION“

Anknüpfend an den Titel The Laboratory of the Future der diesjährigen Biennale- Kuratorin Lesley Lokko versteht der deutsche Beitrag den Begriff des „Labors“ mehrschichtig: auch als Werkstatt im eigentlichen Sinn. Nach dem Motto „From Exhibition to Habitation“ des venezianischen Stadtaktivisten Marco Baravalle macht er aus einem Ort der nationalen Repräsentation einen Ort der gemeinschaftlichen Alltagspraxis. Zu diesem Zweck sind alle Eingriffe an konkreten lokalen Bedarfen ausgerichtet. Der Deutsche Pavillon verwandelt sich in eine produktive Infrastruktur, die Prinzipien des zirkulären Bauens ebenso wie die soziale Verantwortung der Architektur befördert. Er dient dem Sammeln, Katalogisieren, Bereitstellen und Verarbeiten gebrauchter Materialien der Biennale. Eine im Pavillon eingerichtete Werkstatt bildet die Basis für verschiedene venezianische und internationale Initiativen und Hochschulen, sich mittels 1:1-Interventionen für die Maintenance sozialräumlicher Strukturen vor Ort einzusetzen.

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