Wie ist die Arbeit als deutscher Architekt in einem afrikanischen Land? BerührungsPUNKTE hat ihn gefragt.
Wie kamen Sie dazu, in Ruanda ein Projekt zu realisieren? Da ich bereits Kontakte nach Ruanda hatte, besuchte ich das Land zunächst aus Neugier. In dieser Zeit lernte ich dort interessante Initiativen kennen und sehr engagierte Menschen, wie zum Beispiel einen Österreicher, der einer kleinen Gruppe Jugendlicher mit viel Engagement die Grundlagen des Maurerhandwerks beibrachte. Um geschützt vor Sonne und Regen arbeiten zu können, benötigte er ein Dach. So entstand nach und nach die Idee für ein Ausbildungszentrum.
„Insgesamt 575.000 Backsteine wurden für das Education Center Nyanza von Hand hergestellt und verbaut. Davon profitierten besonders die lokalen Produzenten.“ (Dominikus Stark)
Wie haben Sie die Arbeit in Afrika erlebt und wie unterscheidet sie sich von der in Europa? Die Arbeit in Afrika und Europa ist sehr unterschiedlich. Einer der größten Unterschiede war, dass die Baumaterialien in Ruanda sehr teuer sind, die Löhne aber sehr billig. Daraus ergab sich die Möglichkeit, ausschließlich handwerklich hergestellte und veredelte Baumaterialien für das Projekt zu verwenden und ein besonderes Haus mit einfachen Mitteln gemeinsam mit den Menschen vor Ort zu erschaffen. Die Wahl des Materials fiel letztendlich auf Backstein. Insgesamt 575.000 Backsteine wurden für das „Education Center Nyanza“ von Hand hergestellt und verbaut. Davon profitierten besonders die lokalen Produzenten.
Was war die größte Herausforderung für Sie? Aus einfachen Mitteln ein Haus zu bauen, das dauerhaft gut, dauerhaft schön ist und am Ende gern genutzt wird, war eine der größten Herausforderungen für mich. Denn die Idee bestand darin, die vorhandenen ortsüblichen Materialien sowie das Handwerk wertzuschätzen. Ich wollte unter Beweis stellen, dass die Wertigkeit nur über die eigene Handwerksleistung entstehen kann.
„Am Ende geht es in der Architektur darum, Bedürfnissen einen langfristig gültigen Raum zu geben.“ (Dominikus Stark)
Würden Sie Absolventen oder jungen Architekten dazu raten, sich ebenfalls in dieser Form zu engagieren? Das ist ein schwieriges Thema, über das ich schon viel nachgedacht habe, doch ich bin zu keiner klaren Lösung gekommen. Obwohl ich oft in Ruanda war, bin ich ein Besucher geblieben. Am Ende geht es in der Architektur darum, Bedürfnissen einen langfristig gültigen Raum zu geben. Doch inwieweit kennt man die Bedürfnisse einer anderen Kultur wirklich? Das muss wahrscheinlich jeder für sich entscheiden.
Hat Sie die Arbeit in einem der ärmsten Länder der Welt verändert oder für bestimmte Dinge sensibilisiert? Der Blick auf viele Dinge hat sich verändert. Die Fragestellungen und Themen in Ruanda sind grundsätzlicher und oft auch existenziell. Außerdem sind meine Fähigkeiten in Gelassenheit und Improvisation dort stark gereift.
Man sagt „Einmal Afrika – immer Afrika“! Können Sie das bestätigen? Ja, das kann ich! Ruanda ist ein wunderschönes und faszinierendes Land. Ich war für ein Hotelprojekt erneut dort und würde auch jederzeit wieder in Ruanda bauen. Das Licht, die Farben der Erde, die Gerüche – allein dafür lohnt es sich wiederzukommen.
Dominikus Stark, geboren 1973 in Starnberg, absolvierte zuerst eine Schreinerlehre, bevor er ein Studium der Architektur an der Fachhochschule München aufnahm. Seinen Masterabschluss in Immobilienökonomie erhielt er an der European Business School. Im Jahr 2004 gründete Dominikus Stark sein eigenes Architekturbüro „Dominikus Stark Architekten“ mit Sitz in München.
Fotografie: www.florian-holzherr.com